Geschichte und Ziele
Die Bruderschaft von S. Maria dell’Anima trägt seit über 600 Jahren Sorge für das Päpstliche Institut gleichen Namens, das in einem 1350 gegründeten Hospiz für Pilger aus dem Heiligen Römischen Reich in der Ewigen Stadt wurzelt.
Seit 1406 untersteht dieses Institut direkt dem Heiligen Stuhl. Dieses außerordentliche Privileg gab auch der Bruderschaft einen besonderen Rang.
So finden sich von Anfang an hochrangige Mitglieder der päpstlichen Kurie und großer Familien des Heiligen Römischen Reiches in dieser Bruderschaft.
Mitglied der Bruderschaft wurde man durch Eintragung ins Bruderschaftsbuch und Unterstützung der Anima.
Unter den in Rom ansässigen Mitgliedern der Bruderschaft trug die Gruppe der „Provisoren“ die Verantwortung für das Institut und wählte den „Provisor regens“, den Rektor der Anima.
Es ist anzunehmen, dass bereits Kaiser Sigismund, der während des ersten Kirchenbaus der Anima 1433 zum Kaiser gekrönt wurde, Mitglied der Bruderschaft wurde.
Sicher wurde Kaiser Friedrich III., der anlässlich seiner Kaiserkrönung zwei Wappensteine in der Anima hinterließ, in die Bruderschaft aufgenommen.
Sein Sohn Kaiser Maximilian kam nie nach Rom, verlieh der Anima jedoch die Reichsunmittelbarkeit. Kaiser Karl V. ist im Bruderschaftsbuch samt hochrangigem Gefolge eingetragen.
In der Folge wurden alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die Rom Besuchten, Mitglieder der Bruderschaft. Auch eine Reihe von Päpsten hat sich im Buch der Bruderschaft eingetragen.
Das 17. und 18. Jahrhundert war eine Blütezeit der Anima und ihrer Bruderschaft. Im Unterschied zu vielen anderen kirchlichen Organisationen Roms überstand die Anima den Untergang des Heiligen Römischen Reiches und die napoleonischen Wirren ohne Substanzverlust.
Beim Reichsdeputations-Hauptschluss von 1803 war die Anima das einzige reichsunmittelbare kirchliche Institut, das nicht säkularisiert wurde und seit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 und der Neugruppierung seiner Teile bleibt die Anima zusammen mit dem Fürstentum Liechtenstein der letzte existierende Rest des Heiligen Römischen Reiches.
Trotz der napoleonischen Besetzung und Plünderung blieb die Anima bestehen. Das Haus Österreich hielt weiter seine schützende Hand über dem Institut und die Päpste ließen ihm ihr Wohlwollen zuteilwerden. In der Neuorganisation von 1859 wurde die Rolle der Provisoren vom Verwaltungsrat weitergeführt, in dem die Bruderschaft seither fortexistiert.
Papst Pius X. hat sich beim 50-Jahr-Jubiläum des Priesterkollegs der Anima ins Buch der Bruderschaft eingeschrieben. Die jüngste Eintragung im Bruderschaftsbuch ist die Unterschrift des seligen Papstes Johannes Paul II.
Die Aufgabe der Anima als Hospiz, Zentrum der Pilgerseelsorge und Priesterkolleg war es von Anfang an, die Verbundenheit jener weiten Mitte Europas, die einst vom Heiligen Römischen Reich umfasst wurde, mit dem Heiligen Vater, dem Bischof von Rom und Nachfolger des hl. Petrus, zu fördern.
Sie war und ist ein Zentrum der Kommunikation im Herzen der ewigen Stadt als Pfarre, Gemeinschaft von Priestern in weiterführender Ausbildung und Ort geistlicher Begleitung von Pilgern.
In persönlicher Erfahrung und Begegnung wird das gegenseitige Verständnis der verschiedenen Kulturen dieses europäischen Raumes gepflegt und vertieft, um es für den Dienst am Reich Gottes fruchtbar zu machen.
Gerade unter der wachsenden Bedrohung medialer Verbiegung ist die direkte Begegnung und Verständigung wichtiger denn je.
Daher soll die Aufgabe der Bruderschaft nicht mehr nur in der Kernfunktion der Verwaltung des Instituts fortgesetzt werden.
Die ursprüngliche Möglichkeit einer weitgestreuten Mitgliedschaft wird wieder aktualisiert.
Die Mitglieder der Bruderschaft sollen sich mit dem Päpstlichen Institut von S. Maria dell’Anima verbunden fühlen und nach ihren Kräften dazu beitragen, die Dienste der Anima als Ort der lebendigen Verbindung von Rom mit den Katholiken in der weiten Mitte Europas zu fördern.
In diesem Sinne wird ein jährliches Treffen der Mitglieder der Bruderschaft (zum Titelfest S. Maria dell’Anima am Sonntag nach Allerseelen) die Verbindung untereinander beleben, den Austausch von Erfahrungen im Bemühen um ein Leben aus dem Glauben anregen und den Beistand Gottes auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau von den Seelen erbitten.
Auch Gemeinschaft des Gebets tragen die Bruderschafts-Mitglieder die Anliegen des Heiligen Vaters und die Aufgaben der Anima mit. Im täglichen Gebet stützen sie auch einander.
Mindestens einmal pro Monat wird in S. Maria dell’Anima eine hl. Messe für die Mitglieder der Bruderschaft gefeiert.
Die Mitgliedschaft in der Bruderschaft steht allen ehemaligen Mitgliedern des Priesterkollegs und qualifizierten Persönlichkeiten aus allen Lebensbereichen hin offen.
Als spezielle Aufgaben stellen sich derzeit dar:
- Die Mitsorge für die Erhaltung und Verschönerung der Kirche
- Die Pflege des Archivs (des bedeutendsten Privatarchivs von Rom)
- Die Förderung der Kirchenmusik
- Der einzuleitende Seligsprechungsprozess für Papst Hadrian VI.
In Papst Franz wissen sich Institut und Bruderschaft profund erkannt, wohlwollend gefördert und zukunftsreich orientiert.